Dienstag, 16. April 2013

[Anleitung] Leinenbezogene Buchecken

Hier habe ich ja bereits beschrieben, wie man einen Halbgewebeband fabriziert. Doch statt die Deckel bei diesem dann komplett mit Papier zu beziehen, kann man die Ecken der Deckel auch mit Buchbinderleinen beziehen. Dies hat den Vorteil, dass sie so stabiler sind und nicht so schnell bestoßen werden.

Das Material, das wir brauchen, ist schon in der Hauptanleitung beschrieben. Wie dort auch gilt, wenn Begriffe unklar sein sollten, dann kann man diese im Glossar nachschlagen. Sollten darüber hinaus Fragen auftauchen, scheut Euch nicht, diese in Form von Kommentaren zu stellen.

Die Herstellung der Einbanddecke läuft erst einmal genauso ab, wie dies in der bereits vorhandenen Anleitung beschrieben wird. Der erste Unterschied kommt an der Stelle, an der man die Einbanddecke von der Größe her an den Buchblock angepasst hat. Statt die Deckel mit Papier zu kaschieren, schneidet man sich nun vier Leinenstücke zurecht. In meinem Beispiel für recht kleine Ecken sind die Leinenstreifen 6 cm breit und 2 cm hoch. Nun schneidet man die Ecken der Streifen so in einem 45°-Winkel ab, dass ein Trapez entsteht. Für größere Ecken macht man die Streifen breiter und höher, das passende Verhältnis sollte man immer durch Ausprobieren finden. Wie man auf dem folgenden Bild sieht, habe ich Bibliotheksleinen benutzt. Man kann also (offenes) Buchbinderleinen und auch (beschichtetes) Bibliotheksleinen verwenden, passend zum Rücken (natürlich kann man hier auch variieren, ganz nach Geschmack).
 
Zuschnitt der Leinenstreifen
Nun bestreicht man einen Leinenstreifen mit Leim und legt ihn mit der Leimseite nach oben auf den Tisch vor sich. Die Einbanddecke wird nun mit der Ecke so auf den Leinenstreifen aufgelegt, dass die beiden Kanten des Leinenstreifens mit den Kanten der Decke parallel sind, jedoch noch etwa 1,5 cm überstehen. Auch an der Ecke sollte etwas mehr an Leinen, als die Deckel dick sind überstehen.
Ansetzen des Leinens
Nun schlägt man das Leinen an der Ober- oder Unterseite des Buchdeckels ein (je nachdem welche Ecke man gerade bearbeitet) und kneift mit dem Daumennagel das an der Vorderkante überstehende Leinen ein.
Einkneifen der Ecke
Nun schlägt man das Leinen an der Vorderkante ein. Mit dem Falzbein streicht und drückt man die Einschläge nun schön glatt.
Fertige Ecke von innen
Mit den restlichen Ecken der Einbanddecke verfährt man ebenso. Man erhält eine Einbanddecke, die am Rücken und an den Ecken mit Leinen bezogen ist.
Zwei fertige Ecken - Außenansicht
Damit man die leinenbezogenen Ecken am Ende auch sieht, muss man den Bezug für die Deckel entsprechend zuschneiden. Dazu misst man ihn zunächst wie gehabt so ab, dass an allen Außenkanten etwa 1,5 bis 2 cm überstehen. Als nächstes legt man den Überzug so auf die Deckel, wie er nachher darauf kaschiert werden sol,l und faltet die Ecken, die über den Leinenecken liegen, so zurück, dass man das Leinen sehen kann.
Markierung ohne Stift
Den so entstandenen Falz schneidet man dann ganz knapp ab und erhält so saubere Ecken. Natürlich verfährt man mit den Bezügen für beide Deckel so.
Das fertig zugeschnittene Überzugspapier
Nun schmiert man den ersten Überzug mit Kaschierleim an und legt ihn auf den ersten Deckel (für Details empfehle ich eine nochmalige Lektüre der Hauptanleitung). Nachdem man eventuelle Luftblasen herausgestrichen hat, schlägt man die überstehenden Streifen an allen drei Außenkantn ein. Mit dem zweiten Überzug wird ebenso verfahren. Man erhält nun eine fertige Einbanddecke.
Die fertige Einbanddecke - Innen- und Außenansicht
Wenn diese getrocknet ist, dann macht man weiter wie in der Hauptanleitung ab der Stelle, an der man den Buchblock in die fertige Decke einlegt und ihn unter Gewicht legt.

Am fertigen Buch sehen die Leinenecken dann so aus.
Die leinenüberzogene Buchecke am ferigen Buch
Ich hoffe, dass Euch diese Anleitung gefallen hat. Hinterlasst mir doch einen Kommentar mit Euren Anmerkungen, Anregungen und Erfahrungen.

Bis bald,

Euer Bücheronkel

5 Kommentare:

  1. Hallo,

    ich versuche schon seit geraumer Zeit eine Buchecke zum aufstecken aus Stoff zu nähen.

    Heute kam ich mal auf die Idee danach zu googlen - aber scheinbar kam noch niemand auf die Idee, deshalb sehen die bei mir immer komisch aus ...

    Das Problem: Es soll nach Möglichkeit (fast) kein Rand vorhanden sein.

    Hast Du mit Deiner Leimtechnik evtl eine Idee? :-(

    LG

    Silke

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    1. Hallo Silke,
      ich glaube, ich verstehe noch nicht so ganz, wie du dir das vorstellst. Was meinst du damit, dass (fast) kein Rand vorhanden sein soll? Am Buch? An der Ecke? Was ist mit Rand gemeint?
      LG, Gerdi

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  2. Also hier geht's ja an und für sich eher um die buchbinderische Umsetzung. Wobei ich mir vorstellen könnte, dass man aus dem Stoff die Form ausschneiden könnte, die die Ecken hier auch haben und dann die Schrägen auf links zusammennäht, dann noch die offene Kante umsäumt und versäubert und das dann auf rechts wendet. Aber vielleicht hat ja die Basteltante noch eine Idee, nähen ist eher ihr Interessengebiet ;)

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  3. Huhu,

    ich meine das so wie hier:

    http://handmade-by-silke.blogspot.de/2013/05/buchecke-lesezeichen-genaeht-stoff.html

    Das ist mein Versuch, sieht aber nicht so toll aus ... :-(

    LG

    Silke

    PS: Nicht wundern wegen den unterschiedlichen Profilen, ich hab mehrere ;-)

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    1. Ah, jetzt kann ich mir mehr darunter vorstellen. :)
      Die sehen doch schon gar nicht schlecht aus. Mit einem schicken Faden und einer Ziernaht (z.B. Zickzack) könnte ich mir vorstellen, dass die Naht zur Optik beiträgt und richtig gut aussieht.
      Aber hast du mal versucht, den Stoff rechts auf rechts zu legen, zu vernähen und das dann zu wenden? Dann verschwindet die Naht nach innen.
      LG, Gerdi

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