Heute möchte ich euch Schritt für Schritt zeigen, wie man ein Buch mit einer japanischen Bindung herstellen kann. Sollten euch währenddessen Begriffe begegnen, die ihr nicht versteht, findet ihr diese höchstwahrscheinlich in unserem Glossar. Falls nicht, dürft ihr auch gerne nachfragen. Wenn etwas unklar ist, bin ich gerne bereit, eure Fragen in den Kommentaren zu beantworten.
Japanische Bindung
Man nehme:
Papier für den Buchblock
(hier: 40 Blatt, 12 x 21 cm, ca. 100 g/m²)
Papier als Deckblatt für oben und unten
(hier: Naturpapier, 12 x 24 cm)
Papierschnur, Bastband o.ä.
japanische Ahle o.ä.
Hammer
2 Holzklammern
eine lange (Buchbinder-)Nadel mit großer Öse
ein altes Brett o.ä. (nicht abgebildet)
Anmerkung zum Papier: Für den Buchblock könnt ihr nach Belieben so viele Blätter verwenden, wie ihr möchtet. Auch das Format könnt ihr ganz nach Belieben wählen. Bei der Qualität empfehle ich, etwas dickeres Papier zu nehmen, z.B. Skizzenpapier.
Als Deckblatt bietet sich Naturpapier an, dieses gibt es in den unterschiedlichsten Varianten, Strukturen und Farben - die Auswahl ist riesig. Für mein nachfolgendes Buch habe ich ein gelbes Naturpapier mit Ästen und Blüten gewählt.
benötigte Materialien |
Das Vorgehen:
Schritt 1: Falzen der Deckblätter |
Schritt 1: Da das Papier der Deckblätter ca. 3 cm breiter als das Papier des Buchblocks ist, legen wir ein Blatt des Buchblocks auf die Rückseite eines Deckblatts an einer Seite passend an und falten den überstehenden Teil des Deckblatts um. Dies wiederholen wir mit dem zweiten Deckblatt genauso.
Anmerkung: Alternativ kann man die Deckblätter auch auf dieselbe Größe wie den Buchblock schneiden, das Umfalten der überstehenden Länge verleiht dem Buch lediglich eine andere Optik.
Anmerkung: Alternativ kann man die Deckblätter auch auf dieselbe Größe wie den Buchblock schneiden, das Umfalten der überstehenden Länge verleiht dem Buch lediglich eine andere Optik.
Schritt 2: Papier stapeln und fixieren |
Schritt 2: Nun legen wir alle Blätter zu einem Stapel gleichmäßig aufeinander. Jeweils oben und unten wird mit einem Deckblatt abgeschlossen: der umgeschlagene Falz liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Rückens. Nun fixieren wir den Block mit zwei Holzklammern, ca. 4 bis 5 cm vom Buchrücken entfernt.
Schritt 3: Löcher in den Buchblock schlagen |
Schritt 3: Als nächstes markieren wir uns mit einem Bleistift drei Löcher, und zwar je ca. 1,5 cm vom linken Rand entfernt: eines in der Mitte und je eines oben und unten je 2 cm vom oberen bzw. unteren Rand entfernt.
Nun legen wir das Buch mit den markierten Löchern auf ein altes Brett und schlagen mit Hammer und Ahle Löcher hinein. Hierfür kann man auch andere Werkzeuge verwenden, es würde z.B. auch mit einem (Hand-)Papierbohrer oder mit einer Stanze gehen.
Schritt 4: Erster Stich |
Schritt 4: Wir schneiden nun ein Stück Band zurecht. Die benötigte Länge ist abhängig von Größe und Dicke des Buches. Schneidet lieber ein zu langes Stück ab als zu kurz.
Nun fädeln wir das Band durch die Nadel und stechen von oben nach unten durch das mittlere Loch. Das Band wird nun so weit durchgezogen, bis noch ca. 10 bis 15 cm überstehen - dieses Stück benötigen wir am Schluss zum Verknoten, also nicht zu weit durch das Loch ziehen.
Nun fädeln wir das Band durch die Nadel und stechen von oben nach unten durch das mittlere Loch. Das Band wird nun so weit durchgezogen, bis noch ca. 10 bis 15 cm überstehen - dieses Stück benötigen wir am Schluss zum Verknoten, also nicht zu weit durch das Loch ziehen.
Überstehender Faden |
Schritt 5: Zurück durch das mittlere Loch |
Erste Schlinge am Buchrücken |
Schritt 5: Wir stechen mit der Nadel wieder durch dasselbe Loch wie zuvor (siehe Foto links), ebenfalls von oben nach unten. Hierdurch entsteht die erste Schlinge um den Buchrücken (siehe Foto rechts). Ganz wichtig ist es, nach jedem Stich den Faden komplett durch- und festzuziehen, da dies nicht mehr möglich ist, sobald man mit der Nadel durch das nächste Loch gestochen hat.
Schritt 6 |
Schritt 6: Nun stechen wir von unten nach oben durch das benachbarte Loch, und zwar von uns aus gesehen auf dem Foto das Loch rechts. Nicht vergessen: den Faden komplett durchziehen.
Schritt 7: Zurück durch das rechte Loch |
Schritt 7: Um die nächste Schlinge über dem Buchrücken zu bilden, stechen wir erneut von unten nach oben durch dasselbe Loch wie zuvor. Auf dem Foto rechts ist dies dargestellt. Hierzu hatte ich den Buchblock gedreht, also nicht verwirren lassen, dass ich auf dem Foto von oben nach unten durch das Loch steche. ;)
Den Faden wieder fest anziehen.
Schritt 8 |
Schritt 8: Nun gehen wir mit der Nadel wieder zurück zum mittleren Loch und stechen wieder von oben nach unten, Faden anschließend festziehen.
Schritt 9: Nun stechen wir von unten nach oben durch das benachbarte Loch, und zwar
von uns aus gesehen auf dem Foto das Loch links. Nicht vergessen: den
Faden komplett durchziehen.
Schritt 10: Um die letzte Schlinge über dem Buchrücken zu bilden,
stechen wir erneut von unten nach oben durch dasselbe Loch wie zuvor und ziehen den Faden wieder fest.
Schritt 11: Wie auf dem Foto rechts zu sehen ist, sind wir am Ende angelangt. Um die letzte Verbindung zwischen den Löchern herzustellen, müssen wir die beiden Enden nur noch miteinander verknoten und das Band auf die gewünschte Länge kürzen. Fertig!
Unser fertiges Buch sieht nun so aus:
Allgemein zu den gezeichneten Schemata gilt:
Gestrichelte Linien bedeuten, dass man das Band auf der Unterseite des Buches weiterführt, die in der Zeichnung von oben theoretisch nicht zu sehen wäre. Durchgezogene Linien bedeuten somit, dass das Band auf der Oberseite des Buches entlangläuft. Folgt am besten den Pfeilen. Um nicht zu vergessen, wo man ist, habe ich Nummern dazugeschrieben.
Die folgenden Abbildungen sollen als Beispiel dienen, daher darf und kann man nach Belieben auch davon abweichen. :)
Ein Klick auf die Fotos macht diese übrigens groß.
Schritt 9 |
Schritt 10 |
Schritt 11: Enden verknoten |
Unser fertiges Buch sieht nun so aus:
Buch mit japanischer Bindung (Vorderseite) |
Buch mit japanischer Bindung (Rückseite) |
Buch mit japanischer Bindung |
Das Tolle an der japanischen Bindung ist, dass man bei der Reihenfolge, wie man das Band durch die Löcher führt, völlig frei ist. Man kann die Anzahl der Löcher verändern; bei jedem beliebigen Loch beginnen; die Abstände zueinander (und auch zum Rand) variieren; die Richtung, in der man das Band vom einen Loch zum nächsten führt, verändern; über Kreuz stechen, usw... Nachfolgend habe ich daher ein paar Schemata als Beispiele mit Fotos von Büchern, wie das am Ende aussehen kann, für euch zusammengestellt. Ich hoffe, sie helfen, sich das Ganze besser vorstellen und nachvollziehen zu können. Und ich bin mir sicher, wenn ihr mal ein oder zwei Bücher mit dieser Technik gebunden habt, braucht ihr kein Schema für die Fadenführung mehr, da sie sich m.E. von ganz allein logisch ergibt.
Varianten japanische Bindung
Allgemein zu den gezeichneten Schemata gilt:
Gestrichelte Linien bedeuten, dass man das Band auf der Unterseite des Buches weiterführt, die in der Zeichnung von oben theoretisch nicht zu sehen wäre. Durchgezogene Linien bedeuten somit, dass das Band auf der Oberseite des Buches entlangläuft. Folgt am besten den Pfeilen. Um nicht zu vergessen, wo man ist, habe ich Nummern dazugeschrieben.
Die folgenden Abbildungen sollen als Beispiel dienen, daher darf und kann man nach Belieben auch davon abweichen. :)
Ein Klick auf die Fotos macht diese übrigens groß.
Variante 1: drei Löcher mit gerade geführtem Band
Das erste Schema kennt ihr, es ist die Fadenführung aus der Anleitung oben. So habt ihr sie auf einen Blick parat und müsst euch nicht von Schritt zu Schritt hangeln. Wie hier eingezeichnet beginnen wir beim mittleren Loch.
Das erste Schema kennt ihr, es ist die Fadenführung aus der Anleitung oben. So habt ihr sie auf einen Blick parat und müsst euch nicht von Schritt zu Schritt hangeln. Wie hier eingezeichnet beginnen wir beim mittleren Loch.
Fadenführung Schema 1 (wie in obiger Anleitung) |
Fadenführung Schema 1 mit Beispiel |
Variante 2: vier Löcher mit gerade geführtem Band und gefalzten Papierlagen
Das nächste Schema zeigt ein Beispiel für vier Löcher, außerdem ist hier eingezeichnet, dass der Faden auch oben und unten um den Rand des Buches geschlungen wird. Ihr könntet hier auch beliebig viele weitere Löcher einstanzen, wenn das Buch z.B. größer ist. Ein Beispielbuch mit vier Löchern hatte ich leider gerade nicht zur Verfügung, aber eines mit drei, das Foto dient nur zur Veranschaulichung.
Fadenführung Schema 2 |
Fadenführung Schema 2 mit Beispiel (3 statt 4 Löcher) |
Das Papier für den Buchblock auf
dem Foto wurde auch etwas anders vorbereitet. Anstatt das Papier
auf die Größe des Buches zuzuschneiden, lässt man es doppelt so breit
und legt immer 4 bis 5 Blätter übereinander und faltet diese in der
Mitte (hierbei auf die Laufrichtung achten). So entstehen mehrere Lagen. Die oberste und unterste Lage werden
jeweils mit dem Deckblatt versehen, welches ca. 1,5 cm breiter als die
Lage ist und dessen überstehende Länge am Falz der Lage gefaltet wird. Für die Lagen dazwischen
habe ich nur schmale Streifen des Papiers (ca. 2 bis 3 cm), das ich auch für das
Deckblatt verwendet habe, zugeschnitten und diese um den Rücken der
einzelnen Lagen gefaltet. Wenn man das Buch aufklappt, sieht man von
diesen dünnen Streifen nichts, aber der Buchrücken erhält hier eine
andere Optik.
Das weitere Vorgehen ist wie bei der oben beschriebenen Anleitung, nur stapelt man statt der einzelnen Blätter die Lagen übereinander.
Das weitere Vorgehen ist wie bei der oben beschriebenen Anleitung, nur stapelt man statt der einzelnen Blätter die Lagen übereinander.
Variante 3: fünf Löcher mit über kreuz geführtem Band
Hier ein Beispiel für ein Buch mit über kreuz geführtem Band. Mir persönlich gefällt diese Variante am besten. Sie sieht auf den ersten Blick kompliziert aus, ist sie aber nicht. Einfach mal ausprobieren, nach ein bisschen Übung klappt es wie von allein.
Ihr braucht hier ebenfalls nur ein Band, auch wenn auf der Zeichnung die Fadenführung in zwei Farben eingezeichnet ist. Ich wollte das Schema möglichst übersichtlich halten und dachte, dass zwei verschiedene Farben dabei helfen, die richtige Richtung beizubehalten. Der Farbwechsel bedeutet also kein zweiter Faden oder eine besondere Aktion, er dient nur der Übersichtlichkeit - hoffentlich. :)
Fadenführung Schema 3 |
Fadenführung Schema 3 mit Beispiel |
Variante 4: fünf versetzte Löcher
Im folgenden Schema ist zu sehen, dass man die Löcher nicht unbedingt in einer geraden Linie in den Buchblock schlagen muss, man kann sie auch versetzt hineinstanzen. Das ergibt dann auch wieder eine sehr interessante Optik.
Fadenführung Schema 4 |
Fadenführung Schema 4 mit Beispiel |
Ich hoffe, euch hat meine Anleitung gefallen und ich konnte euch auch ein wenig inspirieren. Wenn ihr Lust habt, zeigt mir eure Werke, das würde mich nämlich brennend interessieren. :)
Bis bald,
die Basteltante
Superschön! Danke für´s Teilen!
AntwortenLöschenliebe Grüße barbara
Danke Dir für die sehr exakten Zeichnungen. Die sind goldwert !!!
AntwortenLöschenViele Grüße Synnöve
Vielen Dank für diese tolle Anleitung, sie helfen mir sehr bei meinem kleinen Projekt :-)
AntwortenLöschenRichtig gut gemacht du jude
AntwortenLöschenFanstástisch, die sind Goldvert!!!!
AntwortenLöschenSchöne Anleitung, prima, danke. Arbeite auch öfter mit japanbindung, bloß war ich neulich ohne meine Musternotizen unterwegs und war gezwungen zu improvisieren, also musste das Netz herhalten und diese schöne Seite! Was so witzig war: Ich mache auch sehr viel mit Hilfe von Wäscheklammern! Kicher
AntwortenLöschendanke für die wertvolle anleitung *
AntwortenLöschenWie hübsch! Vielen Dank für die schöne Anleitung und herzliche Grüsse aus der Schweiz
AntwortenLöschenconnie