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Glossar Buchbinden

Nachfolgend haben wir ein kleines Glossar erstellt, in dem wir verschiedene Begriffe zum Buchbinden erklären, die auch in unserem Blog häufiger vorkommen. Kursive Begriffe innerhalb einer Erklärung sind zusätzlich beim entsprechenden Buchstaben ebenfalls zu finden.
Sollten weitere Begriffe unklar sein, ergänzen wir die gern. Für die Richtigkeit aller Erläuterungen können wir jedoch keine Garantie übernehmen - sollte sich also der Fehlerteufel eingeschlichen haben, lasst es uns wissen.

A

Ableimen
ableimen: Der fertig geheftete Buchblock wird mit Buchbinderleim bestrichen, um den Zusammenhalt der Heftlagen zu vergrößern.







Abpressen
abpressen: Die fertig gerundeten Buchblöcke werden so zwischen Brettern gepresst, dass etwa 8 mm vom Buchblock über den Rand der Bretter überstehen. Dabei wird meist ein Streifen Packpapier oder Buchbinderleinen von der Breite, die der Dicke des Buchblocks entspricht und der etwas kürzer ist, als der Buchblock hoch ist, auf den Rücken des Buchblocks aufgeleimt. Nach dem Trocknen des Leims behält der Buchblock so seine Rundung und es zeichnet sich ein Falz ab, der dazu beiträgt, dass die Steigung ausgeglichen wird und das fertige Buch über die gesamte Breite gleich stark ist. Man unterscheidet hier das oben beschriebene Abpressen auf flachen Falz und das Abpressen auf tiefen Falz beim Franzband, wobei die Heftlagen mit der Hammerfinne um die Brettkanten herum geschlagen werden.

Buchblock anpappen
anpappen: Das Verbinden des Buchblocks mit der Einbanddecke mittels Kaschierleim, der auf die äußersten (Vorsatz-)Seiten aufgestrichen wird.






zwei Ahlen, davon links eine japanische Ahle
Ahle: Erinnert im vorderen Teil an eine dickere Nadel, hat jedoch einen Griff. Wird vor allem zum Vorstechen verwendet, dazu eignet sich die Ahle rechts im Bild. Die Ahle links im Bild ist eine japanische Ahle, die Spitze ist dicker und stumpfer. Mit einer japanischen Ahle kann man mit Hilfe eines Hammers Löcher in einen Papierstapel schlagen.


B

Beschneidehobel: Ein Werkzeug, mit dem man den eingespannten Buchblock beschneiden kann. Dabei wird eine scharfe Klinge durch einen Mechanismus so eingestellt, dass immer nur wenige Blätter in einem Durchgang geschnitten werden. Durch eine Art Schiene wird die Klinge immer im gleichen Abstand zur Klemmvorrichtung geführt, sodass ein sauberer, glatter Schnitt entsteht.

beschneiden: Am abgeleimten Buchblock werden die drei äußeren Seiten glatt geschnitten.

Breitbahn: Liegt ein Papier in Breitbahn vor, so ist seine Laufrichtung parallel der kürzeren Seite (wenn die Laufrichtung von uns weg weist, dann liegt das Papier im Querformat vor uns). Meist wird Papier in DIN A3 oder größer als Breitbahn verkauft, Papier in DIN A4 oder kleiner hingegen als Schmalbahn.

Planatol BB



Buchbinderleim: Ein (Weiß-)Leim, der schnell abbindet, eine hohe Klebkraft hat und dauerelastisch bleibt. Wird auch als Lumbeckleim bezeichnet. Wir verwenden den Typ BB vom Hersteller Planatol.







Buchbinderleinen / Bibliotheksleinen: Ein Textilgewebe, das auf einer Seite mit dünnem Papier kaschiert (beklebt) ist. Wird oft zum Beziehen von Einbänden oder Teilen davon verwendet. Bibliotheksleinen hat darüber hinaus eine wasserabweisende Beschichtung, die es weniger anfällig für Verschmutzung macht. Der Name kommt daher, dass dies im harten Bibliotheksalltag von Vorteil ist.
Buchbindernadeln in versch. Größen


Buchbindernadel: Eine Art Nähnadel, mit der die einzelnen Heftlagen mit Buchbinderzwirn geheftet werden, meist etwas länger als gleich dicke Nähnadeln. Es gibt sie in verschiedenen Größen, die besonders langen und dicken Nadeln haben eine große Öse und eignen sich so sehr gut für japanische Bindungen.






Buchbinderzwirn: Ein starker Leinenzwirn, der meist gewachst ist, damit er besser durch das Papier gleitet. Das Wachsen kann man auch mit einem Stück Bienenwachs selbst durchführen.

Buchblock: Der "Inhalt" des Buches, also die Seiten mit dem Vorsatz als ganzes miteinander verbunden.

Buchblock runden
Buchblock runden: Nach dem Beschneiden wird der Rücken des Buchblocks mit der Breitseite eines Hammers so bearbeitet, dass dieser eine Rundung erhält.







Buchdecke: Unter der Decke versteht man die Deckel und die Rückeneinlage eines Buches, die fertig bezogen sind (mit Leinen, Papier, Leder, Pergament oder auch Kombinationen davon).

Buchschnitt: Die drei Außenseiten des Buchblocks, die beschnitten werden, bezeichnet man als (Buch-)Schnitt. Man unterscheidet den Kopfschnitt auf der Oberseite des Buches, den Fußschnitt auf dessen Unterseite und den Vorderschnitt, der dem Rücken gegenüber liegt.


E

Einbanddecke: siehe Buchdecke


F

Fadenheftung: siehe heften (zur Unterscheidung von einer Klebebindung)

Falz:
1. Der Knick bei den gefalteten Heftlagen.
2. Der Abstand zwischen Rückeneinlage und Buchdeckel.
3. Der Bereich des Buchblocks, bei dem der gerade Buchblock in den etwas breiteren Rücken übergeht.

zwei Falzbeine


Falzbein: Ein Werkzeug in Form einer (stumpfen) Klinge, das zum Glattstreichen beim Falzen verwendet wird. Früher meist aus Knochen (Bein) hergestellt, heute auch aus Teflon oder Metall erhältlich.




Fitzbund
Fitzbund: Dort, wo der Faden beim Heften aus einer Heftlage in die nächste geführt wird, wird er erst zwischen den beiden vorhergehenden Heftlagen hindurch hinter dem dortigen Faden und die dadurch entstehende Schlaufe hindurch gezogen. Dadurch werden die einzelnen Heftlagen fester miteinander verbunden, man sagt sie werden verfitzt; so entsteht der Fitzbund.




Halbfranzband
Franzband: Eine alte Bindetechnik, bei der die Einbanddecke nicht separat gefertigt wird. Vielmehr werden die Deckel direkt an den Buchblock angesetzt und auch der Buchrücken wird direkt am Buch gearbeitet. Durch eine spezielle Technik (das Abpressen auf tiefen Falz) entsteht kein von außen sichtbarer Falz zwischen Rücken und Deckel, das Buch macht einen kompakteren Eindruck. Diese Technik wird den französischen Buchbindern zugeschrieben, daher der Name Franzband. Der (Ganz-)Franzband ist komplett mit Leder überzogen, der Halbfranzband hat nur einen mit Leder überzogenen Rücken und oft Buchecken aus Leder und ist sonst mit Buntpapier (oft Marmor- oder Kleisterpapier) bezogen.


G

Beispiel geschlossener Rücken
geschlossener Buchrücken: Hier sieht man beim fertigen Buch den Rücken des Buchblocks nicht.







Goldschnitt: siehe Schnittverzierung

Graupappe: Maschinell gefertigte Pappe (meist aus Altpapier) von grauer Färbung. Wird gern als Buchdeckel verwendet.


H

Halb-Franzband: siehe Franzband

Hammerfinne: Die schmale Seite des (Schlosser)Hammers.

(echter) Heftbund: In früheren Zeiten wurde oft statt auf Bänder auf Hanfschnüre geheftet. Die vom Zwirn umschlungene Hanfschnur wird dabei als Bund bezeichnet. Bei früheren Bindetechniken blieben diese Bünde (als Wülste auf dem Buchrücken) nach außen hin sichtbar.

heften: Das "Vernähen" der einzelnen Heftlagen zu einem kompakten Buchblock.

Heftgaze: ein weitmaschiges, durchscheinendes Gewebe

Heftlage: Ein oder mehrere Blätter werden gefalzt und zu einer (Heft-)Lage ineinander gelegt.


J 

Variante einer japanischen Bindung
japanische (Block)Bindung: Eine Technik zum Buchbinden mit offenem Buchrücken. Diese Technik kommt auch ohne Buchdeckel aus und hat meist nur ein Deckblatt, da in den Buchblock Löcher geschlagen werden, durch die ein Band oder eine Schnur geschlungen und damit der Buchblock befestigt wird.


K

Anbringen des Kapitalbands
Kapitalband: Ein gewebtes Band, das als Zierde für das Buch dienen soll. In der Regel besteht es aus einem Gewebestreifen, der an seinem oberen Ende etwas dicker und ein- oder zweifarbig gearbeitet ist. Es wird am Rücken des Buchblocks dort angebracht, wo der Kopf- und Fußschnitt (die Kapitale) auf diesen treffen.

kapitalen: Das Anbringen des Kapitalbands an den Buchblock.


kaschieren: Das Bekleben einer Fläche mit Papier oder Stoff.

Kaschierleim: Ein (Weiß-)Leim, der länger braucht um abzubinden. Dadurch hat man mehr Zeit bei der Verarbeitung. Wird verwendet, um Papier auf z.B. Pappe zu kleben (zu kaschieren). Wir verwenden hier den Typ Elasta N von Planatol.

Klebebindung: Die einzelnen Seiten werden mittels Leim verbunden. Dabei wird der Papierstapel in beide Richtungen aufgefächert, sodass nicht nur die Kanten sondern auch ein schmaler Streifen auf beiden Seiten der Blätter mit Leim benetzt sind. Die Klebebindung wird in aller Regel mit Heftgaze verstärkt.

Buch mit koptischer Bindung

koptische Bindung: Eine Hefttechnik mit dem sogenannten Kettenstich, bei der der Buchrücken offen bleibt und die Heftung so sichtbar ist. Die koptische Bindung kommt ohne Leim im Bereich der Heftung aus.


 

L

Laufrichtung: Bei der industriellen Fertigung läuft das Papier über viele Rollen. Dabei richten sich die langen Zellulosefasern entlang dieser Laufrichtung aus. Dies führt dazu, dass sich das Papier später, wenn es feucht wird, senkrecht zu dieser Richtung dehnt und beim Trocknen auch gleichfalls zusammenzieht. Beim Buchbinden ist darauf zu achten, dass alle Materialien so verarbeitet werden, dass ihre Laufrichtung parallel zum Buchrücken verläuft.

Lederhäubchen: Als Schutz und Zierde beim (Halb-)Lederband und beim (Halb-)Franzband wird das Leder am Kopf und Fuß des Rückens so gearbeitet, dass es das Kapitalband von oben gesehen etwas bedeckt. Dabei soll es idealerweise die Form einer (Mond-)Sichel haben.

Lumbeckleim: siehe Buchbinderleim


M

Marmorschnitt: siehe Schnittverzierung

Maschinenbütten: Ein maschinell gefertigtes Büttenpapier (im Gegensatz zum handgeschöpften Bütten).

 

O

offener Buchrücken: Hier sieht man beim fertigen Buch den Rücken des Buchblocks, wie z.B. bei einer koptischen Bindung.

Offsetkarton: siehe Schrenz


P

Pappschere: Ein meist massiver Gusstisch mit Klemmvorrichtung, an dem ein langes Messer mittels Gelenk angebracht ist, das entlang einer scharfen Kante geführt nach dem Scherenprinzip Materialien wie Papier oder Pappe schneiden kann. Durch die Länge des Messers und dem daraus resultierenden großen Hebel können auch starke Pappen damit sehr sauber geschnitten werden. Bei der Benutzung ist darauf zu achten, dass man das Messer zum Gusstisch hin zieht während man es nach unten bewegt, um einen möglichst sauberen Schnitt zu erhalten.

Planatol BB: siehe Buchbinderleim

Planatol Elasta N: siehe Kaschierleim


R

Rückeneinlage: siehe Schrenz


S

Schirtinggewebe: Ein dünnes Leinengewebe, das als Verstärkung z.B. beim Vorsatz eingesetzt wird. Erhältlich ist es meist als Band auf Rollen. Man findet es aber auch durchaus als große Bögen oder auf breiten Rollen. Der Name leitet sich wahrscheinlich vom englischen Wort "Shirt" für Hemd ab.

Schmalbahn: Ist das Papier in Schmalbahn geschnitten, dann ist seine Laufrichtung parallel zur längeren Seite (wenn die Laufrichtung von uns weg weist, dann liegt das Papier im Hochformat vor uns). Meist wird Papier in DIN A3 oder größer als Breitbahn verkauft, Papier in DIN A4 oder kleiner hingegen als Schmalbahn.

Sprengschnitt
Schnittverzierung (Sprengschnitt/Farbschnitt/Marmorschnitt/Goldschnitt): Damit der Buchschnitt etwas schöner aussieht, kann man diesen in verschiedener Weise verzieren. Beim Sprengschnitt wird er mit ein bis drei Farben gesprenkelt, beim Farbschnitt wird er in einer Farbe eingefärbt, beim Marmorschnitt wird er mit einer oder mehreren Farben marmoriert und beim Goldschnitt wird Blattgold auf den Schnitt aufgebracht. Dem Goldschnitt sehr ähnlich ist der Aluminiumschnitt, bei dem statt Blattgold dünne Aluminiumfolie verwendet wird, auch Kupferfolie wurde schon als Schnittverzierung verwendet. Beim Farbschnitt ist der Rotschnitt, der oft bei Gesangsbüchern Verwendung findet, gesondert zu erwähnen.


Schrenz(pappe): Dies ist ein dünner, fester Karton (Offsetkarton), der als Einlage für den Rücken der Einbanddecke verwendet wird.

Sprengschnitt: siehe Schnittverzierung

Stapelschneider:  Eine Maschine, mit der man Papierstapel schneiden kann. Es gibt elektrisch oder rein mechanisch betriebene Stapelschneider.

Steigung: Durch das Falzen und den Heftfaden ist der fertig geheftete Buchblock am Rücken etwas dicker als beim Vorderschnitt. Dies wird durch das Abpressen ausgeglichen.


V

Vorsatz(-papier): Die ersten unbedruckten Seiten eines Buches. Sie dienen zur Zierde und bei modernen Einbänden zur Verbindung zwischen Einbanddecke und Buchblock. Das Vorsatzpapier kann einfaches Maschinenbütten oder auch mit einem Muster versehen sein.


Z

Halblederbände mit Zierbünden
Zierbund: Bei Leder- oder Halbledereinbänden werden oft "Wülste" auf dem Rücken angebracht, die an frühere Heftbünde erinnern sollen. Da sie keine "echten" Heftbünde darstellen, spricht man von Zierbünden.

1 Kommentar:

  1. Also, jetzt wird es aber Zeit, dass ich hier einmal einen Kommentar hinterlasse!
    Dein Glossar hat mir schon oft geholfen, wenn ich auf der Suche nach Anleitungen oder Materialien war und mir mal wieder der richtige Begriff fehlte. Vielen Dank für diese umfangreiche Übersicht!
    Liebe Grüße
    Christine

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