Samstag, 2. Februar 2013

Ein Kochbuch

Wer von Euch kennt das nicht? Man besitzt so viele leckere Rezepte, aber sie sind alle über Unmengen von Zetteln oder Zeitschriften verstreut. Unsere Großmütter wussten schon, was sie zu tun hatten, sie haben ihre Rezepte in Leerbücher eingetragen. Was hält uns eigentlich davon ab, es ihnen gleich zu tun? Zwar bekommt man auch leere Kladden, die zum Kochbuch taugen, und bei unseren Großmüttern stand das Aussehen des Buchs auch nicht unbedingt im Mittelpunkt, aber ein schönes Buch mit dem richtigen Motiv verlockt direkt, Rezepte einzutragen, auszuprobieren und erneut zu kochen.

Da ich zur Übung einige Buchdecken (der Einband, also beide Deckel und die Rückeneinlage), zusammengesetzt und deren Rücken mit abwischbarem Gewebe (Bibliotheksleinen) bezogen hatte, stellte sich die Frage, mit welchem Text diese geprägt werden sollten, denn auch das Heißprägen mit Farb- bzw. Goldfolie wollte ich üben. Obigen Gedankengang im Hinterkopf habe ich also das Wort "Rezepte" auf den Rücken geprägt. Zu dem Weinrot des Gewebes passt das Gold der Prägung auch ganz wunderbar. Wir haben uns zuvor schonmal zwei Bücher gebunden, eines für Kochrezepte und eines für solche zum Backen, aber ich denke gerade sowas kommt auch bei Freunden immer ganz gut an.

Da  ich die halbfertige Decke nicht allzu lange liegen lassen wollte, machte ich mich auf die Suche nach passendem Papier für den Buchblock. Da es für viele schwierig ist, auf Blankopapier zu schreiben, wollte ich gerne kariertes Papier einsetzen. Nun ist es schwierig, passendes kariertes Papier zu bekommen, denn die Richtung, in der man Papier verarbeitet, ist nicht egal. Während der industriellen Produktion läuft Papier über viele Walzen. Dabei ordnen sich die Zellulosefasern parallel zueinander in dieser Laufrichtung an. Wird das fertige Papier feucht, dann dehnt es sich senkrecht zu dieser Laufrichtung und zieht sich beim Trocknen wieder zusammen. Wenn man nun ein Buch bindet, dann ist es erstens wichtig, dass alle Materialien die gleiche Laufrichtung haben, also laufrichtig verarbeitet werden, und dass zweitens diese Laufrichtung parallel zum Buchrücken verläuft. Da ich nun aber maximal karierte Kanzleibögen bekommen hätte, und diese für eine Falzung auf A4 richtiglaufend wären, ich dabei aber viel zu viel Abfall hätte, bin ich einen Kompromiss eingegangen und habe kariertes A4-Papier gefalzt und falsch laufend verwendet. Damit dies nicht zu sehr ins Gewicht fällt, habe ich den Buchblock mittels Fadenheftung hergestellt. Dabei kommt bei weitem nicht soviel Feuchtigkeit mit dem Papier in Verbindung, wie dies bei einer Klebebindung der Fall wäre, sodass hier die falsche Laufrichtung nicht ganz so schwer ins Gewicht fällt. Falls jemand von Euch weiß, wo ich kariertes Papier im Format DIN A2 bekommen könnte, bitte einen entsprechenden Kommentar hinterlassen ;) So konnte ich also einen Buchblock mit kariertem Papier herstellen.

Geöffnetes Buch - Der Buchblock besteht aus kariertem Papier

Als Vorsatzpapier habe ich gelblichweißes Maschinenbütten verwendet. Da die Decke zuerst vorhanden war, war es etwas schwierig, den Block in der passenden Dicke herzustellen. Im Normalfall ist zuerst der Buchblock vorhanden, und an diesem kann man dann die Teile für die Einbanddecke abmessen. Aber auch diese Schwierigkeit ist nicht unüberwindbar.

Nach dem Heften und Ableimen wird der Buchblock beschnitten, d.h. die drei später sichtbaren Kanten werden glatt geschnitten. Zwar kann man das auch mit einem Beschneidehobel oder sogar mit Lineal und Cutter machen, ich habe aber Zugriff auf eine Papierschneidemaschine, sodass ich mir solche Experimente in der Zwischenzeit wenn möglich spare. Nach dem Beschneiden wird der Buchblock mit einem Hammer gerundet und dann wird er abgepresst und hinterklebt.

Als nächstes habe ich nun die halbfertige Einbanddecke mit einem Motiv aus einem ein oder zwei Jahre alten Küchenkalender überzogen, das wundervoll zum Thema passt. Schneidet man normalerweise an den Ecken den Überstand so ab, dass beim Einschlagen der Ecken nur gerade die Pappe der Deckel bedeckt wird, habe ich dieses Mal das Papier eingeschlagen und so etwas stabilere Ecken hergestellt, wenn auch nicht so stabil wie Gewebeecken. Auf dem folgenden Bild kann man solch eine Ecke sehen. Außerdem sieht man die Farbe des Vorsatzes.

Detailausschnitt: Ecke

Wenn der hinterklebte Buchblock getrocknet ist, was nach einem Tag in der Presse der Fall sein sollte, kann man diesen kapitalen, d.h. das Kapitalband anbringen. Für dieses Kochbuch habe ich passend zum Einbandgewebe weinrotes Kapitalband gewählt.

Detailausschnitt: Kapitalband

Nach kurzer Trockenzeit kann man nun den Rücken der Einbanddecke runden und den Buchblock in die Decke einlegen. dies lässt man einige Zeit unter Gewicht liegen, bevor man die erste und die letzte Vorsatzseite mit Leim an die Deckel der Einbanddecke anpappt. Nach kurzem Einpressen legt man das fertige Buch unter Gewichte, damit der Leim trocknen kann. Nach etwa einem Tag ist das Buch dann fertig und sieht wie folgt aus.

Vorderseite des Buches

Rückseite des Buches mit Ansicht des geprägten Rückens

Habt Ihr auch viele Rezepte als Lose-Blatt-Sammlung? Oder benutzt Ihr den PC oder habt gar bereits ein Buch für Eure eigenen Rezepte?



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2 Kommentare:

  1. Ich schreibe meine erprobten und geliebten Rezepte auch in ein Buch. Band 1 ist schon fertig. Band 2 in Arbeit und Band 3 in Planung. Der letzte Band wird ein Kochbuch speziell für meine Kinder mit ihren Lieblingsgerichten und einem Geheimversteck mit "Notgroschen" ... also so zumindest der Plan.

    LG Papierfrau

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    1. Na das sind ja dann schon viele Rezepte. Und die Idee mit dem Kochbuch für die Kinder finde ich auch sehr schön, vor allem der Einfall mit dem Geheimversteck für den "Notgroschen" gefällt mir

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